Eine Journalistin ruft Sie an und will Sie zu einem Thema interviewen oder zitieren. Sie haben noch nie eine Medienauskunft gegeben oder sind kein Medienprofi? Ruhig Blut. Meine Checkliste zeigt Ihnen, wie Sie Interviews vorbereiten, durchführen und nachbereiten. So oder so: Das A und O gelingender Medienarbeit ist eine gute Beziehung zu den Medienschaffenden.

Vorbereitung ist die halbe Miete – was vor dem Interview zählt:

  • Rahmenbedingungen klären: Worum geht es? Welches ist der Aufhänger? Wer tritt neben mir auf? Um welches Medium und Format (Statement oder Interview? Wohlwollend oder konfrontativ? Live-Sendung oder geschnittener Beitrag?) handelt es sich? Welche Zielgruppe wird angesprochen?
  • Ziele und Botschaften klären: Wie lauten meine Kommunikationsziele? Wie meine Kernbotschaft und meine Argumente? Halten Sie diese schriftlich fest.
  • Location klären: Wo findet das TV-Interview statt? Wo das Foto-Shooting? Die Örtlichkeit muss zu Ihren Kommunikationszielen und Aussagen passen! Machen Sie der Journalistin Vorschläge.
  • TV- oder Radio-Interviews schriftlich vorbereiten: Fordern Sie die Fragen schriftlich an und schreiben Sie Ihre Antworten auf. Berücksichtigen Sie dabei Ihre Kommunikationsziele und Botschaften. Auch das Medium, das Format und die Zielgruppe müssen Sie mitdenken. Mit dem so entwickelten Wording proben Sie Ihren Auftritt.
  • Print-Anfragen schriftlich beantworten: Bitten Sie den Journalisten, Ihnen seine Fragen schriftlich zuzustellen, und beantworten Sie die Anfrage möglichst schriftlich – auch wenn der Journalist nicht erfreut sein wird. Print-Medien holen Ihre Antworten am liebsten telefonisch oder im persönlichen Gespräch ein. Das ist unkompliziert, geht schnell und erleichtert kritisches Nachfragen. Sie dagegen sind daran interessiert, Ihre Kernbotschaft zu platzieren und sich nicht zu unglücklichen Aussagen verleiten zu lassen. Das gelingt Ihnen schriftlich besser als in einem – unvermittelten – Gespräch. Deshalb: wenn immer schriftlich antworten.
  • Organisatorische Fragen klären: Wann und wo treffen wir uns bzw. telefonieren wir? Wie lange dauert das Interview? Mit wem spreche ich? Und bei Print-Anfragen: Bis wann erwartet die Journalistin meine Antworten?
  • Last but not least: Üben Sie Ihren TV- oder Radio-Auftritt, indem Sie die Interview-Situation bestmöglich simulieren.

Während des Interviews müssen Sie Ihre Kernbotschaft auf den Punkt bringen:

  • Wiederholen Sie Ihre Kernbotschaft. So bleibt sie hängen.
  • Formulieren Sie kurz und knackig – auch schriftlich. Eine Aussage pro Satz. Hauptsätze. Bilder. Vergleiche. So bleibt Ihre Kernbotschaft ebenfalls hängen.
  • Vermeiden Sie Fachjargon. Wer kompliziert und verschwurbelt spricht bzw. schreibt, wird nicht verstanden und wirkt unnahbar.
  • Lassen Sie sich nicht provozieren. Bleiben Sie ruhig und sachlich, dennoch authentisch. Das gilt auch für schriftliche Interviews. Halten Sie sich an das vorbereitete Wording.
  • Ist Ihr TV- oder Radio-Statement misslungen? Kein Problem: Bitten Sie um eine Wiederholung der Aufzeichnung. (Bei Live-Sendungen oder Live-Aufzeichnungen liegt das selbstredend nicht drin.)
  • Es gibt rote Linien, sprich: Sie müssen nicht jede Frage beantworten. Nennen Sie aber den Grund dafür. Das ist transparent und erhöht Ihre Glaubwürdigkeit.

Nach dem Interview geht es darum, Ihre Aussagen freizugeben:

  • In der Schweiz ist die Autorisierung von Aussagen die Regel, zumindest bei Interviews. Bei allen übrigen Formaten muss man eine solche explizit verlangen.
  • Autorisieren von TV- oder Radio-Interviews: Wann kann ich meinen Beitrag vorvisionieren bzw. vorhören? Bis wann muss ich grünes Licht geben? (TV- und Radio-Beiträge müssen nach der Aufzeichnung geschnitten und getextet werden. Oftmals werden die Beiträge à la minute fertiggestellt, die Zeit für eine Freigabe fehlt. In solchen Fällen können Sie die Journalistin bitten, Ihnen ein Transkript Ihrer Aussagen im Kontext zuzustellen.)
  • Autorisieren von Print-Interviews: Wann kann ich das Interview bzw. meine Statements gegenlesen? Bei Statements, also Aussagen, die in einen Artikel eingeflochten werden, sollten Sie alle direkten, indirekten und paraphrasierten Zitate verlangen – samt Kontext, idealiter inklusive Titel und Zwischentiteln. Das empfiehlt sich selbst dann, wenn Sie die Anfrage schriftlich beantwortet haben. Eingebettet, gekürzt und zusammengefasst kann eine Aussage leicht falsch rüberkommen. Treten Sie selbstbewusst auf, denn nicht alle Journalisten werden das Gegenlesen schriftlich geführter Interviews Gespräche beklatschen.
  • Korrigieren Sie, was nicht Ihrer Absicht oder Ihren ursprünglichen Aussagen entspricht. Berichtigen Sie auch unzulässige Kürzungen, ebenso sachliche Fehler ausserhalb Ihrer Statements. Die Journalistin dankt es Ihnen: Sie helfen, ihren Beitrag zu verbessern.
  • Im Notfall können Sie Aussagen zurückziehen. Diesen Schritt sollten Sie sich jedoch gut überlegen. Der Journalist kann den Vorgang transparent machen, was Sie bzw. Ihre Organisation suspekt erscheinen lässt.

Was tun, wenn Sie falsch dargestellt wurden?

  • Ist Ihre Aussage unautorisiert erschienen oder entsteht insgesamt ein falsches Bild Ihres Beitrags, so können Sie auf eine Berichtigung bzw. Gegendarstellung hinwirken – etwa über ein Korrigendum oder ein gegendarstellendes Interview (siehe Richtlinien des Schweizer Presserats).
  • Als Ultima Ratio können Sie als Einzelperson oder Organisation – nebst juristischen Schritten – eine Beschwerde beim Schweizer Presserat oder aber bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) vornehmen.

Gute Medienarbeit = Media Relations
Das A und O gelingender Medienarbeit ist eine gute Beziehung zu Medienschaffenden, die Disziplin heisst nicht umsonst «Media Relations». Seien Sie sich dessen stets bewusst – vor, während und nach einem Interview.