Mit Umsicht für ein wirtschaftsfreundliches Zug
Zug und seine Bevölkerung sind wirtschaftsnah. Das ist nicht zuletzt der Zuger Wirtschaftskammer zu verdanken, die gegenüber Politik und Öffentlichkeit für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen einsteht. Gesellschaftliche Veränderungen vor Ort, aber auch der schweizweite Trend zu massiveren Eingriffen in den Arbeitsmarkt fordern die Kammer allerdings. Es gilt, die Zuger verstärkt von der Wichtigkeit der Wirtschaft zu überzeugen.
Das Klima in Zug ist wirtschaftsfreundlich. Die Arbeitnehmer sind qualifiziert, die Behörden dienstleistungsorientiert und die politischen Verhältnisse überschaubar. Auch der Zuger Arbeits- und Lebensraum passt: In punkto Infrastruktur mischt der Kanton gesamtschweizerisch vorne mit, die Nähe zum Flughafen Zürich ist optimal und für die Freizeit sind See und Zugerberg gleich um die Ecke. Kurz: Das Gesamtpaket Zug ist attraktiv.
Zu diesen Rahmenbedingungen trägt auch die Arbeit der Zuger Wirtschaftskammer bei. Sie vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Die Kammer arbeitet in verschiedenen Kommissionen und Projekten mit, beteiligt sich an Vernehmlassungen, organisiert Anlässe für Parlamentarier und Wirtschaftsvertreter, publiziert Stellungnahmen und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Neben dieser Scharnierfunktion bietet die Wirtschaftskammer ein breites Netzwerk für lokale und regionale Firmen. Kontaktanlässe, Fachveranstaltungen und der Austausch von Know-how stehen dabei im Zentrum.
Zuger Wirtschaft zwischen Luzern und Zürich
Entstanden ist die Zuger Wirtschaftskammer 2006 aus einer Fusion des Zuger Handels- und Dienstleistungsverbands HDV, des Zuger Industrie-Verbands und der IG Wirtschaft Zug. Die Bündelung der Kräfte hat sich gelohnt: Heute umfasst die Zuger Wirtschaftskammer als grösster lokaler Wirtschaftsverband 380 Mitglieder – Tendenz steigend. «Wir sind kein Verein der Etablierten», sagt Johannes Milde, Präsident der Zuger Wirtschaftskammer, «uns ist es viel wichtiger, ein richtiges Abbild der Zuger Wirtschaft zu sein.»
Die grössten Arbeitgeber Zugs sind in der Wirtschaftskammer versammelt: Siemens, Roche, V-Zug, Cilag (Johnson & Johnson), Glencore, die Zuger Kantonalbank. Die meisten Mitglieder sind allerdings kleine bis mittelgrosse Firmen aus den verschiedensten Branchen. Gastronomieunternehmen und Druckereien sind genauso vertreten wie Bildungsinstitutionen oder Nonprofit-Organisationen. Dieser Vielfalt trägt die Wirtschaftskammer Rechnung. Je ein Ausschuss befasst sich mit industrie-, handels- und dienstleistungsspezifischen Fragen. Elf Vorstandsmitglieder kümmern sich um die wirtschaftspolitischen Ziele und Strategien und repräsentieren die Kammer nach aussen. Im Engagement der Wirtschaftskammer steckt viel Milizarbeit.
Ihre Fühler streckt die Zuger Wirtschaftskammer sowohl nach Luzern als auch nach Zürich aus. Nach Luzern, weil der Innerschweizer Arbeitsmarkt für Zug vital ist. Rund 33’000 Erwerbstätige pendeln täglich in den Kanton Zug, davon mehr als 15’000 aus dem Raum Zentralschweiz. 17’000 arbeiten ausserhalb des Kantons, wobei die positive Pendlerbilanz Zug als attraktiven Arbeitsort ausweist. Die Innerschweiz ist überdies ein wichtiger Ausbildungsraum. Die Luzerner Hochschulen und die Innerschweizer Berufsbildungszentren sind für Zug relevante Ausbildungsstätten.
Die Wirtschaftskammer orientiert sich aber auch nach Zürich. Wichtige Bezugspunkte für die Zuger Wirtschaft sind die globale Ausrichtung Zürichs, der Finanzplatz und die Schiedsgerichtsbarkeit der Zürcher Handelskammer. Die Politik unterstützt das gute Verhältnis zu Zürich: Der Kanton Zug ist Mitglied der Standortförderungs-Organisation Greater Zurich Area und engagiert sich für die Entwicklung und Positionierung des Metropolitanraums Zürich. Die engen wirtschaftlichen Bande zu Zürich sind indes auch historisch belegt: So waren im 19. Jahrhundert Zürcher Industrielle wichtige Förderer des Zuger Werkplatzes.
Technik für Junge, Integration für «Expats»
Zwei Themen stehen bei der Wirtschaftskammer derzeit zuoberst auf der Agenda – eines davon knüpft gewissermassen an die industrielle Tradition in Zug an. Das Projekt «Faszination Technik» möchte Schülerinnen und Schüler für technisch-naturwissenschaftliche Fächer begeistern und so dem aktuellen Fachkräftemangel in diesen Disziplinen begegnen. Die Chancen stehen gut, dass Zuger Bildungsstätten das von der Wirtschaftskammer initiierte und von örtlichen Industrieunternehmen finanzierte Projekt weiterführen. «Es ist natürlich toll, wenn die Wirtschaft Impulse setzen kann, die später institutionalisiert werden», freut sich Johannes Milde.
Ein zweites Schwerpunktthema bildet die Integration ausländischer Arbeitskräfte. Für die Wirtschaftskammer steht dabei vor allem die gesellschaftliche Integration im Vordergrund. «Die Eingliederung in den Betrieb ist selten problematisch», verweist Milde auf die Integrationsleistung der Arbeitgeber. Die Wirtschaftskammer organisiert oder unterstützt deshalb Veranstaltungen, die Kulturfragen und Freizeitthemen ins Zentrum rücken. Diese Roundtables kommen gut an – der letzte Anlass zur Zuger Sportlandschaft war ein Erfolg.
Die Wirtschaftskammer möchte aber nicht nur die ausländischen Arbeitnehmer willkommen heissen – genauso wichtig ist es ihr, die lokale Bevölkerung anzusprechen. Sie möchte der Zuger Wirtschaft ein Gesicht geben, authentisch und fassbar sein. Dies ist umso wichtiger, als Zug klein ist und sich in den letzten Jahren gesellschaftlich verändert hat. Etwa ein Drittel der Bevölkerung im Kanton ist ausländischer Herkunft, mehr als 130 Nationalitäten leben in Zug. An diesem Zuwanderungs-Hotspot braucht es Empathie, Fingerspitzengefühl und kluge Argumente. «Beide Seiten müssen Verständnis füreinander aufbringen, das geht aber nur, wenn man sich kennt», ist sich Johannes Milde sicher. Die Wirtschaftskammer unterstützt deshalb Initiativen und Plattformen, die Zuger und «Expats» einander näher bringen. Milde glaubt, dass sich das Engagement der Wirtschaftskammer und der übrigen Institutionen lohnt. Zug sei nach wie vor sehr wirtschaftsfreundlich. Mehr noch: Die Zuger seien stolz auf das Erreichte.
Lohn- und Zuwanderungs-Initiativen: Zug exponiert
Dennoch: Zurücklehnen kann und will sich die Wirtschaftskammer nicht. Die anstehenden Lohn- und Zuwanderungs-Initiativen fordern auch sie. Laut Johannes Milde färben die Vorstösse auf das Image des Wirtschaftsstandorts Schweiz ab: «Ausländische ansiedlungswillige Firmen fragen sich schon, was in der Schweiz los ist.» Ihm und der Wirtschaftskammer bereitet die Tendenz hin zu verstärkten Eingriffen in den Arbeitsmarkt Sorge: «Der flexible Arbeitsmarkt ist eine der grössten Stärken der Schweiz – die Initiativen setzen diesen Standortvorteil aufs Spiel.» Zug als global vernetzter Wirtschaftsstandort ist dabei besonders exponiert. Zur Bekämpfung der Initiativen sind für Milde übersichtliche und prägnante Argumente zentral. Auch wünscht er sich, dass sich die Unternehmen als Botschafter einer glaubwürdigen Wirtschaft engagieren.
Mehr Werbung in eigener Sache
Und was bringt die Zukunft dem Wirtschaftsraum Zug? Der Präsident der Zuger Wirtschaftskammer glaubt, dass es angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen vor Ort und des schweizweiten politischen Trends noch wichtiger wird, für die Wirtschaft zu werben. Bisher ist es der Wirtschaftskammer gut gelungen, die Zuger von der Relevanz der Wirtschaft für den gesamten Lebensraum zu überzeugen. Damit dies so bleibt, möchte sich die Wirtschaftskammer verstärkt für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und den Austausch zwischen Unternehmen, Politik und Bevölkerung einsetzen. Eines ist für Johannes Milde dabei besonders wichtig: Mit dem Vertrauen des Standorts Zug soll die Wirtschaft sorgsam umgehen.
Der Artikel erschien im Magazin «Schweizer Arbeitgeber» (7/2013).
Bild: Kanton Zug